Erstexpedition mit dem Sup. Beim 2. Anlauf hat es geklappt (aber nicht aus konditionstechnischen Gründen, sondern oft kommt es anders als man denkt, doch lest selbst). Inklusive hilfreichen Tipps für Sup Touren Paddler.
Karte
34 km für Ambitionierte:
1. Anlauf
Wer den Marchfeldkanal kennt, der wurde vermutlich auch schon auf den Rußbach aufmerksam.
Er ist das Bächlein, dass dann beginnt, wenn der Marchfeldkanal endet und man verspürt eigentlich das Bedürfnis weiter zu paddeln um zu erfahren, was nach der nächsten Ecke kommt.
So ging es auch mir, doch 20 km Marchfeldkanal war mir als Tour ausreichend und zu Hause angekommen begann ich über den Rußbach zu recherchieren ob er auch befahrbar sei und wenn ja wie lange.
Auf einer Kanu Seite fand ich dann heraus, dass er gesamt befahrbar ist. In seiner Länge von ca. 40 km quer durchs Marchfeld, mit dem einzigen Wermutstropfen, dass die Verschmutzung durch den Menschen den am Ende doch recht schmalen Fluss verstopft und man nicht mehr durch die Au bis an die Donau vordringen kann. Es wurde geraten an der letzten Ortschaft auszusteigen, weil man danach keine Möglichkeit mehr hätte mit einem Fahrzeug zum Fluß zu kommen.
Mein Plan enthielt natürlich eine komplette Befahrung doch nicht immer läuft alles so wie es soll.
Holger unser Fotograf willigte auf meine Idee ein und stand mir als Fotograf und Begleitfahrzeug zur Verfügung.
Ich startete von Deutsch Wagram, der Ausstiegsstelle der Marchfeldkanal Tour.
Für die ganze Tour empfehle ich ein Begleitfahrzeug. Möglich ist natürlich auch ein Fahrzeug an der Einstieg- und eines an der Ausstiegsstelle stehen zu lassen, doch bei Touren dieser Art empfehle ich das nicht mehr. Zu viel kann passieren und Du stehst in der Einöde. Ich spreche aus Erfahrung, Ihr werdet bald wissen warum.
Somit habe ich mir mit Holger unseren ersten Trefffpunkt ausgemacht und eine ca. Zeitangabe von 40 Minuten gemacht. Eine Brücke ein paar Ortschaften weiter, bei der wir die Möglichkeit haben sollten uns zu sehen bzw. uns zu erreichen, denn Du kannst nicht jederzeit ans Ufer weil es zu verwachsen ist, bzw sind oftmals Brücken auf Pfeilern gebaut und Du kannst gar nicht auf die Straße.
Hier ist es immer gut, sich mit Satellitenbild auf Google vorzubereiten.
Voll motiviert paddelte ich los. Aufgrund des Begleitfahrzeugs ersparte ich mir natürlich einiges an Gepäck.
Die Strömung war fein, trotzdem paddelte ich sehr ambitioniert. Ich startete relativ spät erst gegen Mittag und ich wusste es würde um 7 dunkel werden. Bei Touren die ich nicht kenne plane ich immer mindestens 2 Stunden „Ausserplan“ Zeit ein. Ausserdem wollten wir ja Fotos machen und berichten.
Beim ersten Treffen auf der Brücke entschied ich gleich keinen Stop zu machen sondern wir riefen uns den nächsten Treffpunkt zu.
Ohne Satelittennavigation wäre es oftmals schwer abzuschätzen wo ich war, denn das Ufer sah immer gleich aus. Man kann sagen das der Bach so ca. alle 8 bis 10 km sein Bild komplett ändert.
Das machte die Sache dann doch interessant. Zuerst durch Ortschaften, recht breit und mit schöner Strömung. Dann wurde es kurvenreicher und schmäler. Dazwischen sehr eng, man glaubte fast jetzt und jetzt wäre es aus um dann gegen Ende hin doch wieder breit zu werden. Doch das Ende sollte ich heute gar nicht erreichen.
Noch wusste ich nichts von meinem Pech. Den zweiten und dritten Stop nutzen wir Fotos zu machen. Ich begann immer 500 m bevor ich zum vereinbarten Treffpunkt kam zu schreien, denn oft tauchte ich plötzlich aus dem Dickicht auf und Holger hätte dann sicher die falsche Optik auf seiner Kamera gehabt.
Dann passierte eine sehr unangenehme Situation, die uns wieder etwas sehr wichtiges lernen ließ!
Experten Tipp 2
Lasst das Begleitfahrzeug immer vor fahren!
Nicht du als Paddler sollst vorne sein.
Nachdem ich ca. 6 km vom letzten Treffpunkt gepaddelt war läutete mein Handy. Holger war dran: „Hey was sehr unangenehmes – Dein Auto springt nicht an“. Mir wurde heiß. Er war immer noch an der alten Position und hatte versucht den Wagen zum laufen zu bekommen. Ich war 6 km weiter unten und der Rußbach hatte eine Mords Strömung plus 2 Stromschnellen die ich passiert hatte. Ich sagte: „ok ich komme zurück“.
Zuerst versuchte ich gegen die Strömung anzupaddeln. Ich brauchte für 50 Meter 15 Minuten. Unmöglich. Erstens hätte meine Kondition den Rest der Tour dann nicht mehr gepackt, zweitens wurde die Strömung immer stärker weil der Bach genau hier sehr eng war und die zwei Stromschnellen hätte ich ja auch noch übertragen müssen. Ich musste noch ca. 100 Meter weiter hinauf paddeln weil ich an dieser Stelle den Rußbach nicht verlassen konnte, das Ufer war meterdicht verwachsen. Dann fand ich eine Stelle zum aussteigen. Nun überlegte ich Das Board und meine zum glück spärliche Ausrüstung 6km zurück tragen? Der Gedanke war auch nicht gerade prickelnd. Ich entschied mich mein Board an einen Baum anzubinden, in der Hoffnung das es in dieser Zeit nicht gerade Füße bekommen würde und marschierte mit Paddel und Trockenanzug los. Der Weg ging über Felder und Forststraßen, weil man teilweise am Ufer nicht entlang gehen konnte.
Nach einer Stunde kam ich (in meinen Surfpatscherln) bei Holger an. Gemeinsam bekamen wir den Wagen wieder zum laufen. Wir fuhren in die Nähe meiner Ausstiegsstelle. Ich musste wieder 2 km zu Fuß gehen weil man dort mit dem Auto nicht hinfahren konnte und nach 2h Verzögerung ging meine Tour weiter. Passiert war das ganze ca bei der Hälfte bei km 18. Ich fuhr dann noch 2 h weiter, musste aber dann Aufgrund von Wetter, Demotivation und Entkräftung w.o. geben. Ich glaube es waren an die 20 oder 22 km die ich erreicht hatte. Enttäuscht fuhren wir nach Hause.
2. Anlauf
Eine Woche später machten wir den nächsten Anlauf, diesmal hatte ich Thomas als mentale Verstärkung mit. So große Touren ist es lustiger zu zweit zu machen. (Vielleicht kann er mich ja tragen wenn wieder irgendwas ist haha)
Das erste drittel der Tour spulten wir super hinunter. Das zweite Drittel wurde gegen Ende hin ein bißchen fad. Man sieht eigentlich nie übers Ufer hinaus und es gibt große Distanzen die sich nicht viel von der Umgebung her ändern.
Mein Plan war nach wie vor die Donau zu erreichen.
Wir starteten auch früh genug und hatten den ganzen Tag Zeit. Aber nicht nur Autos können einen Knüppel zwischen die Beine oder Paddel werfen.
Das 2. Drittel hatten wir absolviert. Enzo mein Pflegehund motivierte uns in den Pausen immer und wir hatten auch stärkenden Proviant verschnabuliert.
Das 3.3. lehrte uns wieder einmal das wir im Vergleich zur Natur ein Furz in der Landschaft sind. Genau die letzten Kilometer, wo wir uns gewunschen hätten, dass wir viel Strömung und viel Rückenwind haben wurden unbamherzig, eigentlich gnadenlos.
Der Rußbach geht ins offene Marchfeld.
Der Bach und die Felder werden fast eben, er wird breit somit gibt es kaum Strömung und es hat ein Wind angefangen zu blasen. Natürlich Gegenwind, in einer Stärke, dass wir das Gefühl hatten, wir kämen überhaupt nicht mehr vom Fleck. Ich war froh Thomas mit zu haben. So zeigte keiner seinen wirklichen Erschöpfungszustand sondern jeder biß die Zähne zusammen. Ich hätte am liebsten gespieben. Ich glaube er auch. Bis zu den letzten Kilometern bis km 33 war ich nicht davon abzubringen die Donau erreichen zu wollen. Doch wir brauchten für die letzten 10 km so lange wie davor für 25 und somit begann es dämmrig zu werden. Bei der letzten Station (der Ausstiegsstation die die Kanu Seite empfohlen hat) musste auch ich von meinem Traum der letzten 5km Abschied nehmen. Egal, ich hatte für mich ein episches Ziel von 35 km mit Mega Sturm auf den letzten 15 km erreicht und wir hatten den Rußbach befahren. Thomas hat sich ebenso wacker geschlagen. So wie es aussah, ist der Rest tatsächlich nicht machbar. Vielleicht finden wir es noch heraus.
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